‚Enclothed Cognition‘, oder: Wie uns unsere eigene Kleidung beeinflusst

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von Adisnet / CC BY-SA 2.0

Kleider machen Leute, das wissen wir alle. Wir behandeln jemanden in Polizei-Uniform oder Arztkittel anders als jemanden im La Martina Hemd (falls die je fashionable waren – nun sind sie es ganz bestimmt nicht mehr) oder in verdreckter Kleidung. Aber welchen Einfluss hat die Kleidung an unserem Leib auf unsere Psyche?

Wir passen uns emotional an unser Outfit an: gute Laune im Partyoutfit oder ein seriöseres Auftreten im Dreiteiler. Wir sind auch sportlicher – oder zumindest motivierter, Sport zu treiben – wenn wir uns in modische Funktionskleidung zwängen. Zu dem Thema gibt es beispielsweise beim Atlantic einen interessanten Artikel: Psychology of Lululemon: How Fashion Affects Fitness (wie der Name erwarten lässt, auf Englisch). Hier wird über die Effekte des seit Jahren in den USA um sich greifenden Yoga Pants Fashiontrends berichtet und erklärt, dass das Tragen von Sportkleidung Menschen motiviert, häufiger Sport zu treiben. Aber das passiert im Alltag natürlich nur, wenn diese auch fashionable ist (dennoch: auf der Arbeit haben die pinken Laufschuhe und Funktions-T-Shirts aber nichts zu suchen – auch nicht an Casual Fridays).

Kann Kleidung aber tatsächlich auch unsere intellektuelle Leistungsfähigkeit steigern? In einem meiner liebsten Podcasts wurde diese Frage kürzlich thematisiert: You Are Not So Smart Podcast #25: How the clothes you wear change your perceptions and behaviors with Hajo Adam. Adam (Assistenzprofessor für Management an der Rice University in Houston, Texas) stellte fest, dass Menschen bessere Resultate bei kognitiven Tests zeigten, wenn sie beispielsweise einen Kittel trugen, der ihnen als Arztkittel in die Hand gedrückt wurde. Die Probanden, die den gleichen Kittel als Malerkittel überreicht bekamen, schnitten schlechter ab.

Was kann man also von der Studie mitnehmen? Auch wenn es im Prinzip eine Binsenweisheit ist, wir sollten uns regelmäßiger der Situation entsprechend kleiden. Wenn wir also zuhause für die nächste Prüfung lernen wollen oder diese eine Präsentation für das Meeting am nächsten Morgen noch fertigstellen müssen, dann setzen wir uns besser nicht in Pyjamas an den Schreibtisch (und schon gar nicht in Unterwäsche). Wenn wir Sport treiben wollen, kann es nicht schaden, statt Jogginghose Funktionskleidung zu tragen (abgesehen davon, dass dies einen deutlichen Komfort- und oft auch Leistungsunterschied macht). Und auch bei einem künftigen Date sollte man sich vielleicht nicht nur fragen, welchen Eindruck das eigene Outfit beim Gegenüber macht – sondern auch, welchen Einfluss es auf unser eigenes Verhalten und Selbstvertrauen hat.

Gert

Gert

Weltenbummler, Maven und Teilzeitnerd. Beschäftigt sich mit den wichtigeren Fragen im Leben. Manchmal.
Gert

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